Tagebuch aus Haithabu / Hedeby
 
   

13. September 2009 - Das Wikinger Museum wird geschlossen

[Überarbeitet am: 4. Juni 2012]

Heute war es nun so weit. Nach fast 25 Jahre Museumsbetrieb schließt für immer in dem Wikinger Museum Haithabu die alte Dauerausstellung. Da ich diese Ausstellung fast unverändert seit dem Eröffnungsjahr 1985 kenne, war für mich der heutige Tag wirklich die allerletzte Gelegenheit, mich davon zu verabschieden. Die obere Aufnahme zeigt das königliche Langschiff (wikingerzeitliches Kriegsschiff, das ursprünglich eine Länge von ca. 30 Meter hatte) in der Schiffshalle, von unten aufgenommen.

Da ich schon etwas Einblick in die Umbaupläne hatte und auch den Restauratoren von der AZW gelegentlich über die Schultern sehen durfte, ist die Vorfreude auf die neue Dauerausstellung dann doch größer als die Trauer um den Verlust der alten Ausstellung. Auch wenn in dem Wikinger Museum diese Vitrinen mehr den Charme der 80'-Jahre verbreiten, stand ich immer wieder gerne vor den Vitrinen und schaute mir die Ausstellungsobjekte, gefunden in der ehemaligen Handelssiedlung Haithabu, an. Letztendlich begleiteten diese Vitrinen in den letzten 25 Jahren mich durch das Leben.

Da die Vorbereitungen für den Museumsumbau schon lange angelaufen sind, wurden aus der Ausstellung in der letzten Zeit einige Ausstellungsobjekte entfernt, damit sie von den Restauratoren in der Archäologischen Zentralwerkstatt (AZW) auf der Schlossinsel von Schloss Gottorf neu aufbereitet / restauriert werden können.

Selbstverständlich blieb seit der Museumseröffnung im Jahr 1985 die Forschung in Haithabu nicht stehen aber viele Grabungsfunde landeten nach einer Restaurierung in dem Fundarchiv des Archäologischen Landesmuseums auf der Schlossinsel (Magazin) und nicht in die Dauerausstellung. Ich wurde schon oft gefragt, warum viele Funde in den Fundmagazinen der Länder liegen und nicht in einem Museum ausgestellt werde. Nun, die Antwort ist eigentlich einfach. Um Kosten zu sparen und um die Funde für die Nachwelt zu erhalten. Kurz gesagt, alle Funde sind gleich nach der Freilegung durch den Archäologen sofort von dem Verfall bedroht und müssen daher unbedingt konserviert, bzw. erst restauriert und dann konserviert werden. Dazu kommt noch, dass alle Ausstellungsobjekte ständig kontrolliert und gepflegt werden müssen. Man muß leider sagen, dass alle Ausstellungsobjekte ständig vom Verfall bedroht sind und die Verhinderung dessen verursacht die erheblichen Zusatzkosten.

Diesen Eingangsbereich von dem Wikinger Museum mit der Kinderspielecke auf der einen Seite und dem Kassenbereich mit dem Museumsshop auf der anderen, wird es nach dem Umbau so nicht mehr geben. Der Kassenbereich wird nach draußen verlegt und dann dort von einer neuen Stahldachkonstruktion überdacht.

Dadurch hat das Wikinger Museum nun fünf Hallen und jede Halle bekommt ein eigenes Kapitel zum Thema "Wikinger". In der ersten Halle werden die Besucher an die Landschaft der Wikingerzeit herangeführt. In der zweiten Halle durchlaufen die Besucher straßenähnlichen Schächten von Haithabu und werden dort Personen und ihren Berufen begegnen. In der dritten Halle geht es um die Herrschaftsstruktur und Religion, in der vierten Halle selbstverständlich Haithabu als Handelszentrum und seine Fernbeziehungen zu anderen Handelzentren. Und am Ende erreicht der Besucher dann die fünfte Halle mit dem königlichen Langschiff, dabei ergänzt um eine Landungsbrücke und sowie einer Inszenierung von damaligen Handelsgeschehnissen. In eines der Hallen wird eine begehbare Box vom Bootskammergrab aufgebaut. Darin befinden sich hochinteressante Fundobjekte, die gerade in der Archäologischen Zentralwerkstatt (AZW) auf Schloss Gottorf dafür aufwendig restauriert und konserviert werden. Die berühmte mit Eisenplättchen beschlagen Truhe aus dem Kammergrab 5 (Südgräberfeld-Ost) wird ebenfalls dabei sein.

Da ich noch zu den Wikinger Häuser in Haithabu (Museumsfreifläche) hingehen wollte, noch schnell ein letzter Blick auf das Wikinger Museum und dann geht es über den nördlichen Wall gleich weiter Richtung Haithabu. Zwei Fotoalben mit vielen Innenaufnahmen von dem Wikinger Museum habe ich rechts in dem Seitenrahmen verlinkt. Noch eine wichtige Information am Schluss: Das Wikinger Museum wird am 20. Februar 2010 28.März 2010 wiedereröffnet.

Bei den Wikinger Häuser angekommen, sah ich als erstes Reinhard (Erichsen) mit einem jungen Wikinger von der Wikingergruppe „Opinn Skjold“ beim Bogenschießen.

Hallveig (Michaela Kafai) machte mich darauf aufmerksam, dass sich am Haus der Händler [Haus Nr. 3] auf der hinteren Seite sich „etwas“ gelöst hatte. Einer der Verbindungszapfen war weggebrochen und daher hing dort nun eines der Stämme von der Dachkonstruktion nur noch an den Seilen. Es sieht zum Glück schlimmer aus, als es ist und daher wird das irgendwann bei einer günstigen Gelegenheit schnell repariert. Eine Gefahr für die Besucher (Dacheinsturz) besteht nicht. Aber warum brach da ein Verbindungszapfen? Eine Frage, die nun die Wissenschaft aufklären kann.

In dem Haus des Kammmachers [Haus Nr. 1] waren Runhildr und Christoph (Roeser) am Arbeiten. Zwei Besucher wollten selber mal etwas aus Kochen und Geweihe herstellen und hatten daher an Runhildr sowie Christoph sehr viele Fragen. Beide gaben sich viel Mühe um alle Fragen zu beantworten und am Ende gingen zwei überglückliche Museumsbesucher mit vielen neuen Ideen nach Hause. Ein Museumsbesuch, dass die beiden Besucher sicherlich nicht so schnell vergessen werden.

In dem Haus des Tuchhändlers [Haus Nr. 2] waren Hallveig (Michaela Kafai) sowie Raphi (Roeser) und haben an dem neuen senkrechten Gewichtswebstuhl weiter an einem Stoff für neue Haithabu-Taschen gewebt. Mitunter wurde auch mit den Museumsbesuchern zusammen genadelt oder Wolle gesponnen. Nur die Hausschwalben, die sich als „Hausbesetzer“ in dem Haus eingenistet haben, wollten da nicht mitmachen.

Dieses Wochenende stand unter dem Motto: Zum Mitmachen für Kinde. „Schmuck und Spielsteine aus Bernstein“ und daher waren auch Dieter Graesch und Stefan Schloßbauer von Opinn Skjold in Haithabu. Auf der linken Aufnahme sieht man sehr schön, dass es vieles an Sagas aus der Wikingerzeit zu erzählen gibt und die Familien daran ihren Spaß haben. Und neben Sagas erfährt die Familie auch viel Wissenwertes über die (wahrscheinlichen) Lebensgewohnheiten der damaligen Haithabubewohner.

An diesem Tag schaute auch Harm Paulsen von Schloss Gottorf, ein bekannter Experimental-Archäologe (bekannt unter anderem aus der ARD-Fernsehserie „Steinzeit - Das Experiment“) in Haithabu vorbei und sah sich im Haus des Tuchhändlers [Haus Nr. 2] die Webarbeiten von Hallveig und Raphi an. Der linke senkrechte Gewichtswebstuhl auf der Aufnahme wurde in den 70'-Jahren sogar von Harm Paulsen gebaut. Auf der rechten Aufnahme zeigt Brigitte ihren handgesticktem Teilstück (immerhin sind dass 17 Meter) von dem bekannten Teppich aus Bayeux.

Am Schluss noch eine Gruppenaufnahme im Haus des Tuchhändlers mit Harm Paulsen, Hallveig, Raphi und Brigitte.

Da in dem Haus des Tuchhändlers [Haus Nr. 2] für die Besucher meistens die Eingangstür vorne sowie die hintere Seitentür geöffnet sind, ist es im Haus in der Regel durch den Luftzug immer sehr kühl. Daher ist so ein neuer Rechteckmantel / Umhang auch mitten in dem Hochsommer in dem Haus sehr praktisch und eigentlich auch notwendig.

Am Ende von diesem Tagebucheintrag noch eine Aufnahme mit den schönen Arbeiten aus Knochen und Geweihe von Runhildr und Christoph (Roeser) in der Abendsonne vor dem Haus des Kammmachers.

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