Tagebuch aus Haithabu / Hedeby
 
   

08. Februar 2011
Stürme über Haithabu

In den letzten Tagen, mitten im Winter, stiegen die Temperaturen in Schleswig-Holstein, das Land zwischen den Meeren, auf fast +10°C an und immer wenn es wärmer wurde, folgten die Stürme.
Von Freitag auf Samstag schubste ein solcher namens „Lukas“ einige Bäume um und ein solcher kippte ausgerechnet auf die Oberleitung der Bahnstrecke Neumünster – Rendsburg, die ich an diesem Freitag befuhr und mein Zug blieb deswegen in Neumünster stecken und wurde dort ausgesetzt.
Ich musste dort in einen Bus umsteigen, um nach Hause zu kommen. Während ich quer durch Schleswig-Holstein gefahren wurde, fragte ich mich, ob „Lukas“ wenigstens die Wikinger Häuser in Haithabu hat stehen lassen. Zusammen mit Wulf Freese (Moderator vom Wikinger Museum) planten wir für Dienstag einen Besuch bei den Häusern. Ausgerechnet einen Tag vorher rauschte „Nicolas“, diesmal ein Orkantief, über Schleswig-Holstein hinweg und warf noch mehr Bäume auf die Seite, ließ Dachziegeln durch die Nacht fliegen und beschädigte zahlreiche Autos.

Wulf holte mich in Schleswig am Bahnhof ab und zusammen fuhren wir dann weiter nach Busdorf zu den Häusern von Haithabu. Auf dem Weg konnten wir sehen, dass die Häuser wohl soweit in Ordnung waren, unterwegs lagen keine größeren Äste und auf dem Abschnittswall wurden keine Bäume entwurzelt. Bei den Häusern sahen wir auch gleich Reinhard Erichsen sowie zwei weitere Museumsmitarbeiter, die gerade dabei waren Holz abzuladen.

Unter dem Dach der Kassenbaracke gab es eine Überraschung zu sehen. Neben Nökkvi, ein Wikingerruderboot dass während der Saison an der Landebrücke vertäut ist, lag noch ein Boot, das in Norwegen gebaut worden ist und nach Jahren der Liegezeit in einem Garten, dem Wikinger Museum gespendet wurde.

Ruderboot aus Norwegen neben Nökkvi in Haithabu WHH 08-02-2011

Das Boot ist etwas größer und breiter als Nökkvi und besteht ganz aus Spaltbohlen. Wie im alten Bootsbau üblich, wurden die einzelnen Planken miteinander vernietet und nicht verschraubt.

Ruderboot aus Norwegen neben Nökkvi in Haithabu WHH 08-02-2011

Während der Winterpause nutzt das Wikinger Museum die besucherfreie Zeit für wichtige Reparaturen an den Häusern, am Bach, den Wegen und der Landebrücke. Das Holz ist ständig vom Verfall bedroht und auch die Tausende von Museumsbesuchern pro Jahr hinterlassen in Haithabu ihre Spuren, die beseitigt werden müssen. Damit auch in der nächsten Saison die Besucher bei den Häusern erfahren können, wie es dort in der Wikingerzeit zugegangen sein mag, wird daher auch im Winter fleißig bei den Häusern gearbeitet.

Aber wie geht es nun den Häusern? Irgendwelche Schäden durch „Lukas“ und „Nicolas“?
Wulf und ich gingen durch Haithabu und sahen keine Schäden an den Dächern oder Lehmwänden von den Häusern. Nur an der Landebrücke gab es einen kleineren Schaden - aber nicht vom Orkan - sondern durch Eisgang verursacht, als das Haddebyer Noor zugefroren war. Durch eine schnelle Reparatur konnte dieser Schaden schnell behoben werden. Später nach dem Rundgang bestätigte uns Reinhard, dass die Wikinger Häuser tatsächlich den harten Winter unbeschadet überstanden haben.

Auffällig war das viele Holz, das herumlag. Auch diesem Jahr sind bei den Wikinger Häusern wieder einige Belebungsaktionen geplant. Die erste schon im April (22. bis 25. April 2011 - 1. Frühjahrsmarkt) und bei solchen Gelegenheiten wird sehr viel Holz benötigt. Die linke Aufnahme zeigt einen Stapel hinter dem Versammlungshaus [Nr. 5], wo die beiden Zelte vom Vikingr-Kontor gestanden haben.
Die rechte zeigt die Stelle, wo bald wieder ein Sonnenzelt und der Räucherofen stehen werden.

Es war sehr frostig an diesem Tag und wir beiden freuten uns daher sehr über die Einladung von Reinhard, zusammen mit der Arbeitscrew in der Küche einen Kaffee zu trinken. Gestärkt und aufgewärmt haben wir Haithabu verlassen, mit der Gewissheit, dass die Häuser auch Orkane überstehen können.

Wulf Freese bei den Wikinger Häuser Museum Haithabu WHH 08-02-2011
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