Tagebuch aus Haithabu / Hedeby
 
   
25 Jahre Wikinger Museum Haithabu

28. März 2010
Eröffnung der neuen Dauerausstellung
Wikinger Museum Haithabu

[Überarbeitet am: 17. August 2014]

Gestern am Samstag, 27. März 2010 wurde zusammen mit dem dänischen Kulturminister Per Stig Müller, mit dem Landesarchäologen und leitender Direktor der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf Professor Claus von Carnap-Bornheim, Museumleiterin Frau Ute Drews und zahlreiche Ehrengäste von dem Ministerpräsidenten aus Schleswig-Holstein Peter Harry Carstensen das erneuerte Wikinger Museum Haithabu feierlich eröffnet. Michaela 'Hallveig' (Kafai) hat auf ihren Blog (mit einigen Bilder) darüber etwas geschrieben. Außerdem wurde auch zahlreich in den Medien über die neue Dauerausstellung und Eröffnung ausführlich berichtet. Alle Links befinden sich rechts im Kasten.

Da bei solchen Veranstaltungen immer lange Reden gehalten werden und man eigentlich kaum die Ruhe findet, sich die Ausstellung mal genauer anzusehen. Plante ich meinen ersten Besuch in der neuen Dauerausstellung heute am Sonntag. Da die neue Dauerausstellung auch aus sehr viel Glas besteht und ich nicht unbedingt die zahlreichen Fingerabdrücke von den Museumsbesucher abfotografieren wollte, war ich schon recht Früh am Wikinger Museum, und zwar bereits gegen ca. 08:40 Uhr. Obwohl ich in der neuen Dauerausstellung Besucher Nr. 001 war, gab es keinen Sektempfang und keine Pressefotografen. Dafür wurde ich ganz herzlich vom Museumspersonal begrüßt.Wer das Museum besuchen kommt, darf sich darüber freuen, dass die Eintrittspreise trotz des Umbaues und der Wirtschaftskrise nicht erhöht worden sind! Einen Ausstellungskatalog mit dem Titel: „Haithabu - Fernhandel zwischen den Welten“ von Frau Birgit Maixner kann man für 14,80 € an der Kasse kaufen.

Bevor ich etwas über die neue Ausstellung schreibe, erst mal die Schattenseite:

  1. Keine Textiliensammlung mehr. Wer sich dafür interessiert, wird im Museum keine Schuhe und Fragmente mehr finden.
  2. Einige Stolperfallen. Ich fürchte, sobald das Museum mit Besucher gut gefüllt ist, werden einige Besucher über die Kuppeln und Kästen "stolpern".
  3. Ältere Besucher werden wohl die Funde in den Kuppeln auf dem Boden in der Schiffshalle kaum zu sehen bekommen, da die sich dafür bücken müssen.
  4. Die Kassenzone befindet sich leider nicht wie geplant im Eingangsbereich, sondern in einer Nebenwabe. Dadurch ging leider Ausstellungsfläche verloren.
Eigentlich möchte ich von der neuen Dauerausstellung nicht so viel Verraten, aber da ist so viel zu sehen und darunter eben halt auch viel Neues, dass für einen Wikingerfan ein Besuch so oder so sich nicht vermeiden lässt. Man merkt es der neuen Dauerausstellung an, dass das Hauptthema nun mehr beim Handwerk und Handel liegt und das Haithabu die bedeutendste Stadt Nordeuropas im Frühmittelalter war. Schön finde ich die Idee, dass die Ausstellung mit viel Holz ausgestaltet wurde. In der Nähe von Haithabu befand sich mal ein Bootskammergrab mit einer umfangreichen Ausstattung. Davon steht nun im Museum ein Modell im Maßstab 1:10. Gebaut von Herrn Harm Paulsen, der alle Modelle für die neue Dauerausstellung baute. Die Funde aus dem Bootskammergrab wurden aufwendig in der AZW restauriert und sind nun in der Wabe drei ausgestellt. Ebenfalls werden nun auch die Funde aus dem Kammergrab einer reichen Frau dort in der Wabe ausgestellt. In einer großen hintergrundbeleuchteten Glasvitrine befinden sich zahlreiche (darunter auch recht bunte) Glasperlenfunde aus Haithabu. In Haithabu wurde bei einer aktuellen Grabung in einem Grubenhaus Überreste von einem Kuppelofen gefunden, in dem im 11. Jahrhundert vermutlich Glasperlen hergestellt worden sind.

Nachtrag 05.05.2012: Die Volkswagenstiftung fördert für drei Jahre die Erforschung des Übergangs vom wikingerzeitlichen Handelsplatz Haithabu bis hin zum zentralen Mittelalterhafen Schleswig.
Dr. Volker Hilberg, ein Haithabu- Experte, wird diese Arbeitsgruppe, die den Arbeitstitel „Zwischen Wikingern und Hanse“ erhalten hat, leiten und am Ende soll aus dem Ergebnis (darunter auch die Auswertung der Grabung in Haithabu) eine Sonderausstellung zusammengestellt werden.

Die neue Ausstellung in dem Wikinger Museum Haithabu.

Nachtrag 14.02.2011: Seit der Eröffnung der neuen Dauerausstellung im Wikinger Museum Haithabu erhalte ich per E-Mail immer wieder Anfragen, ob man im Museum noch Bücher zum Thema Haithabu und Wikinger kaufen kann. Aber ja, in der neuen Kassenwabe befindet sich auch eine Bücherecke. Hier schrieb ich etwas darüber [Artikel: Buchverkauf in dem Wikinger Museum].

Besonders über die Ausstellung dieser kleinen Wikinger Truhe habe ich mich sehr gefreut.

Letztes Jahr konnte ich diese kleine Wikinger Truhe aus dem Kammergrab 5 (Südgräberfeld-Ost) schon vorab bei Herrn Gerhard Stawinoga (Restaurator und Fachexperte für Metalle) in der Archäologischen Zentralwerkstatt (AZW) auf Schloss Gottorf bewundern. Also diese Arbeit ist ihm wirklich gelungen und nun ist die Truhe endlich da, wo sie hingehört und von den Besuchern bestaunt werden kann. Kaum vorstellbar, dass diese Metallplättchen vor der Restaurierung nur einfache undefinierbare „Rostklumpen“ waren, die bei einer Raubgrabung vermutlich nur achtlos weggeworfen worden wären aber zum Glück von Grabungsexperten gehoben und für eine Restaurierung archiviert worden sind. Kammergrab 5 war anhand der Funde ein reiches Frauengrab mit zahlreichen interessanten Fundobjekten, die nun in dem Wikinger Museum ausgestellt werden. Die Truhe war unten 54 cm lang, oben 45 cm. Die Breite war unten 30 cm und oben 23 cm. Der Deckel war gewölbt und die Truhe gehört in die Gruppe C (Arwidsson / Thorberg).

In der fünften und letzten Wabe befindet sich ein großer begehbarer gläserner Kobus. Darin werden all die in Haithabu gehandelten Waren, die aus vielen Orten der Welt kamen, gezeigt und erklärt. In der großen Wabe (Schiffshalle) mit dem königlichen Langschiff wurde eine Landebrücke mit Szenen aus Haithabu nachgebaut. Unten am Langschiff wurde auf dem Boden kleine gläserne Kuppeln mit Funden aus dem Hafenbereich aufgestellt. Die oberste Großaufnahme zeigt eine kleine Wikinger Truhe, die sich unter eines der gläserne Kuppeln befindet. Der Museumsumbau war für alle Beteiligten eine recht stressige Zeit aber sie haben es geschafft und nun kann der Besucher nach Monaten endlich wieder in die Welt der Wikinger abtauchen. Auf jeden Fall lohnt sich ein Museumsbesuch und man sollte auch wirklich viel Zeit mitbringen. Zusammen mit den Wikinger Häuser direkt in der Stadt Haithabu auf der Museumsfreifläche vergehen einige Stunden und wahrscheinlich hat man selbst dann immer noch nicht alles gesehen.

Da zwischen 10:00 und 11:00 Uhr ich mich mit Michaela 'Hallveig' (Kafai) und Wulf (Freese) (einer der Moderatoren von dem Wikinger Museum) bei den Wikinger Häuser auf der Museumsfreifläche treffen wollte, holte ich meine Sachen aus dem Keller und ging dann zu den Häuser. Unterwegs ist mir aufgefallen, dass der Nordwall an einigen Stellen etwas leicht abgesackt war. Oben auf dem Wall sah ich auf der Museumsfreifläche vor dem Versammlungshaus [Haus Nr. 5] einige Zelte. Das bedeutet also, dass Iris und Matthias (Barkmann) von Vikingr-Kontor auch wieder nach Haithabu zurückgekehrt waren. Leider haben auch die Bohlenwege bei den Häuser in Haithabu unter dem strengen Winter gelitten. Wahrscheinlich wird es da in diesem Jahr noch einige Reparaturen geben und einige Bohlen ausgetauscht. Ein neuer Händler hat in der alten Handelssiedlung seinen Verkaufszelt aufgestellt. Goldschmiedemeister Heiko Krisch aus Schönbek bei Bordesholm. Er bleibt noch bis Donnerstag, 01. April 2010 in Haithabu. Interessante Schmuckstücke für die Wikingerfrauen und -Männer sowie interessante Preise. Weitaus günstiger als so mancher Mittelaltermarkthändler, der keine Ahnung von Goldschmiedearbeiten hat.

Am heutigen Sonntag hatte ich auch noch eine wichtige Mission.
Für Professorin Inga Hägg wollte ich Michaelas (Hallveig) Trägerrock fotografieren.

Nachtrag 29.03.2010: Wer etwas über das Gewebe, die Färbung etc. wissen möchte, findet diese Informationen auf Hallveigs Blog unter „Neuer Trägerrock“ vom 29. März 2010. Ich freue mich schon auf das neue Buch von Professorin Inga Hägg mit dem Titel: „Textil und Tracht in Haithabu“ „Textilien und Tracht in Haithabu und Schleswig. Die Ausgrabungen in Haithabu 18“ und wünsche nach Schleswig (Schloss Gottorf) viel Erfolg bei der Durchsicht von dem Manuskript. Für eine Seemannstracht gab mir Michaela neue Socken, die eng genadelt wurden aber perfekt an den Füßen passen.

Und zum Schluss der Beweis: Auch die Wikinger im Museum Haithabu brauchen zum aufwärmen mal eine kurze Kaffeepause. Und wie Lasse so schön gesagt hatte: „Kaffee - Das Elixier der Wikinger.“

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